Bewegung beginnt im Becken
Lipödem ist mehr als „nur“ eine Ansammlung von Fettgewebe. Es ist ein vielschichtiges Thema, das den Körper ebenso betrifft wie die emotionale und energetische Ebene. Oft liegt der Fokus auf dem Lymphfluss und der mechanischen Entlastung – doch was, wenn wir tiefer blicken?
Der Beckenbereich spielt hier in meinen Augen eine zentrale Rolle: Er ist nicht nur anatomischer Knotenpunkt für Lymphe, Blut und Nervenbahnen, sondern auch energetisches Zentrum für Erdung, Lebensfreude und Schöpferkraft. Blockaden und Spannungen in diesem Bereich können den freien Fluss der Lymphe behindern – und umgekehrt kann ein stagnierender Lymphfluss emotionale Schwere im Becken verstärken.
Woher kommen Blockaden im Becken?
Der Beckenraum ist wie eine tiefe Schale, die all das in sich bewahrt, was im Strom unseres Lebens nicht vollständig fließen konnte. Hier sammeln sich alte Tränen, die nie geweint wurden, unterdrückte Feuer von Wut, leise Schatten von Scham und Trauer. Auch körperliche wie seelische Verletzungen finden hier ihren stillen Aufbewahrungsort – ebenso jene unentdeckten, ungelebten Anteile unserer Persönlichkeit, die wie Samen im Dunkeln darauf warten, endlich ans Licht zu dürfen.
Mit der Zeit verdichtet sich diese Sammlung zu einem unsichtbaren „Panzer“. Die Muskeln im Becken spannen sich an wie ein schützendes Tor, der Atem verliert seine Tiefe, und die Lebensenergie beginnt zu stocken. Was nicht frei schwingen darf, wird starr. Selbst das Lymphsystem – unser innerer Fluss der Reinigung – gerät ins Stocken. Denn Ströme brauchen Weite, Offenheit und Durchlässigkeit, um klar und lebendig fließen zu können.
Wurzeln die tragen
Am unteren Ende unserer Wirbelsäule, dort wo das Steißbein wie eine kleine Wurzel in uns verankert ist, liegt das Wurzelchakra. Es ist das Tor zu unserem Urvertrauen, zu Sicherheit und zur tiefen Verbindung mit der Erde. Wenn dieses energetische Fundament frei schwingt, fühlen wir uns getragen – verwurzelt wie ein starker Baum, dessen Krone dem Himmel entgegenwächst, weil seine Wurzeln fest und weit in die Erde greifen.
Doch wenn das Wurzelchakra blockiert ist, geraten wir ins Schwanken. Wir fühlen uns innerlich instabil, unruhig, wie entwurzelt. Auf der Suche nach Halt im Außen kann der Körper beginnen, einen Schutz zu bauen – manchmal in Form eines unsichtbaren energetischen „Panzers“, der sich als sichtbare Fettansammlungen zeigt. Dann „schickt“ der Körper Gewicht nach unten, um uns symbolisch zu erden, wenn wir es selbst nicht schaffen, den Kontakt zur Erde bewusst zu halten.
Das Leuchten des Sakralchakras
Unterhalb des Bauchnabels, im zarten Strom zwischen Becken und Bauch, liegt das Sakralchakra – ein inneres Wasser, das Quelle unserer Lebensfreude, Sinnlichkeit und schöpferischen Kraft ist. Hier wohnen Lust am Leben, verspielte Leichtigkeit und die Fähigkeit, Neues in die Welt zu bringen – ob in Form von Ideen, Kreativität oder gelebter Intimität.
Wenn dieses Zentrum frei fließt, tanzt die Energie im Becken wie Wellen im Sonnenlicht. Wir fühlen uns lebendig, strahlend, verbunden mit dem süßen Geschmack des Daseins.
Doch wenn Blockaden das Sakralchakra beschweren, trübt sich das Wasser. Die Freude am Leben wirkt gedämpft, Sinnlichkeit verliert ihren Glanz, und die natürliche Bewegung der Energie im Becken kommt ins Stocken. Was eigentlich schwingen, strömen und sprudeln möchte, wird zurückgehalten – und mit ihm ein Stück unserer inneren Lebendigkeit.
Der Narr als Hüter der Leichtigkeit
Am Steißbein, dort wo die Gallenenergie in unseren Körper eintritt, entfaltet sich die Kraft des Archetyps des Narren. Er erinnert uns daran, dass das Leben nicht nur Ernst und Pflicht ist, sondern auch Spiel, Lachen und die reine Freude am Sein. Der Narr tanzt unbeschwert über die Bühne des Lebens, stolpert vielleicht, aber lacht darüber – und zeigt uns damit, dass wir die Schwere ablegen dürfen wie ein zu eng gewordenes Kleid.
Er lädt uns ein, wieder in das kindliche Staunen zurückzufinden, in die Freude am Augenblick, ins Verspielte und Ungezwungene. Denn Freude ist ein Schlüssel, der die verspannten Tore im Beckenraum öffnet. Wenn wir lachen, wenn wir spielen, wenn wir das Leben leicht nehmen, beginnen alte Stauungen sich zu lösen, und die Energie kann wieder frei fließen – wie ein klarer Bach, der nach einem langen Winter das Eis sprengt.
Fragen, die du dir stellen kannst
– Wo halte ich noch fest?
– Welche Anteile von mir dürfen endlich gelebt werden?
– Was gibt mir wirklich Sicherheit – innen und außen?
Praktische Wege zu mehr Freiheit im Becken
Oft braucht es keine spektakulären Methoden, um Veränderungen anzustoßen – sondern regelmäßige, liebevolle Zuwendung. Auch kleine, unscheinbare Übungen können über die Zeit erstaunlich viel bewirken, wenn wir sie konsequent in unseren Alltag integrieren. Entscheidend ist, dranzubleiben – nicht nur für ein paar Tage, sondern über Wochen und Monate hinweg.
Hier ein paar einfache, aber tiefgreifende Impulse, die ich gerne empfehle:
Grounding – barfuß gehen auf der Erde:
Der direkte Kontakt mit dem Boden hilft nicht nur, die Muskulatur im Fuß- und Beckenbereich zu aktivieren, sondern stärkt auch das Gefühl von innerer Stabilität. Es verbindet uns mit der Erde, bringt uns herunter aus dem Kopf und zurück in den Körper – ganz besonders ins Becken.
Neurogenes Zittern (TRE):
Diese Technik löst tiefliegende Spannungen im Nervensystem – oft gespeicherte Schutzreaktionen wie Erstarrung oder Anspannung. Besonders im Bereich des Beckens kann sich dadurch sehr viel lösen, was sich vorher festgehalten hat. Ich empfehle hier eine sanfte, angeleitete Einführung, um den Körper nicht zu überfordern.
Tiefe Atemzüge ins Becken:
Bewusster Atem ist für mich eines der kraftvollsten Werkzeuge überhaupt. Wenn wir gezielt ins Becken atmen – mit der Vorstellung von Weite, Raum und Loslassen – beginnt das Gewebe, sich zu entspannen. Der Atem kann Blockaden lösen, Spannungen abbauen und uns helfen, wieder mehr mit uns selbst in Kontakt zu kommen.
Kreativer Ausdruck:
Tanzen, Singen, Malen – alles, was Freude weckt, Lebendigkeit zurückbringt und spielerisch ist, hat eine enorm heilende Wirkung auf das Becken. Der kreative Impuls befreit die Energie, die oft im Schmerz oder in der Scham feststeckt. Hier darf der Narr in uns lebendig werden – leicht, neugierig, mutig und frei.
All diese Wege können helfen, das Becken wieder zu öffnen, den Energiefluss zu fördern und den Körper sanft zurück in seine natürliche Balance zu begleiten.
Auch die Unterstützung der Leber (Mut, Entscheidungsfreude), Niere (Urvertrauen, Wasserenergie) und Milz (Zentrierung, Selbstfürsorge) kann helfen, den Fluss wiederherzustellen. Darauf gehe ich jedoch noch gesondert ein unter Altes Wissen – Neue Wege.
Fazit
Aus Sicht der TCM ist das Lipödem also kein isoliertes Phänomen, sondern u.U. Ausdruck eines gestörten Gleichgewichts im Funktionskreis der Milz.
Indem du deine Milz stärkst – über Ernährung, Lebensstil und den Umgang mit deinen Gedanken – kannst du deinem Körper helfen, Feuchtigkeit und Schleim besser zu transformieren.
In weiteren Beiträgen schauen wir uns dann auch an, wie die Leber und die Niere ins Bild passen – und wie dir alles zusammen eine neue Sichtweise auf das Lipödem eröffnen kann.