Christina bewegt

Christina bewegt

Die Kraft der Milz

Die Kraft der Milz

Wie deine Mitte das Lipödem beeinflusst

Im letzten Blogbeitrag haben wir das Lipödem aus Sicht der TCM als Ausdruck eines Ungleichgewichts der Funktionskreise von Milz, Leber und Niere betrachtet, die darüber entscheiden, ob Qi frei fließt, klare Körpersäfte entstehen und der Körper Belastungen gut transformieren kann.
Heute möchte ich mit dir den ersten dieser Funktionskreisläufe genauer betrachten: die Milz. Sie wird in der chinesischen Medizin oft als „Mitte des Menschen“ beschrieben – nicht nur anatomisch, sondern energetisch. Ihr Zustand beeinflusst, ob wir uns leicht oder schwer fühlen, klar oder benommen, gesammelt oder innerlich überlastet. Und gerade beim Lipödem spielt sie eine zentrale Rolle. 

Wie die Milz unser Wohlgefühl prägt

Wenn du verstehst, wie die Milz arbeitet, was sie schwächt und was sie stärkt, wird vieles plötzlich nachvollziehbar: Wasseransammlungen, Schweregefühl, Müdigkeit nach dem Essen, emotionale Grübeleien oder das Gefühl, innerlich „zugestopft“ zu sein.
All das sind Signale eines Systems, das nach Unterstützung ruft.
Lass uns deshalb gemeinsam tiefer in das Wesen der Milz eintauchen – und schauen, wie wir ihr im Alltag wieder zu mehr Kraft und Klarheit verhelfen können.

Die Milz als Schlüssel beim Lipödem

​Wenn wir das Lipödem aus Sicht der TCM betrachten, fällt der Blick immer wieder auf die Milz. Sie ist so etwas wie die Hüterin der inneren Klarheit. Ihre Aufgabe ist es, die Essenzen aus unserer Nahrung herauszufiltern, die Säfte zu reinigen und überschüssige Feuchtigkeit im Körper in gesunde Bahnen zu lenken.

Doch stell dir vor, in den Kochtopf des Magens wandert immer wieder kaltes, nasses oder schweres Essen: Rohkost direkt aus dem Kühlschrank, Joghurt, Eis, kalte Getränke oder fettige Mahlzeiten, die nicht richtig gekaut wurden. Das innere Feuer, das für die Umwandlung gebraucht wird, erlischt langsam – wie ein Kamin, in den man ständig nasses Holz legt

Wenn das Verdauungsfeuer erlischt

Ohne dieses Feuer kann die Milz ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen. Statt die Flüssigkeiten klar zu trennen, sammelt sich etwas Trübes und Zähes im Körper an: die TCM nennt es „Schleim“ (Tan). Dieser Schleim ist nicht nur eine vorübergehende Last, er kann sich tief im Gewebe ablagern. Mit der Zeit verdichtet er sich, verhärtet und wird zu einer schweren Substanz, die uns wortwörtlich beschwert. In der chinesischen Medizin gilt das als Grundlage für Schwellungen, Verhärtungen, ja sogar Tumore – und eben auch für das, was wir heute als Lipödem kennen.

Wenn Gedanken schwer im Bauch liegen

Die Milz ist nicht nur für die Verdauung unserer Nahrung zuständig, sondern auch für die Verdauung unserer Gedanken. Sie kümmert sich darum, dass wir das, was wir erleben, aufnehmen, sortieren und verarbeiten können – ähnlich wie bei einem Mahl, bei dem aus vielen Zutaten eine klare Essenz herausgefiltert wird.

Doch wenn wir uns im Kreis drehen, wenn Sorgen wie eine Endlosschleife durch den Kopf ziehen oder wir uns in Grübeleien verlieren, dann geschieht etwas Ähnliches wie bei schwer verdaulichem Essen: Das System wird träge, es entsteht „mentaler Schleim“. Man könnte sagen, die Gedanken werden zäh, klebrig und setzen sich fest – nicht nur im Kopf, sondern sie hinterlassen Spuren im ganzen Körper.

Über die Zeit verwandelt sich auch diese Schwere in etwas, das buchstäblich spürbar wird. Deshalb ist es nicht nur entscheidend, womit wir uns ernähren, sondern auch, womit wir uns innerlich nähren. Ein liebevoller Gedanke kann leicht und stärkend wirken, während Sorgen uns niederdrücken wie feuchte Erde nach einem langen Regen.

Darum lohnt es sich, während des Essens auf eine lichte, ruhige Atmosphäre zu achten. Keine schweren Gespräche, kein Problemwälzen am Tisch. Stattdessen bewusstes Kauen, ein wärmendes Gericht und vielleicht ein paar freundliche Worte. Auf diese Weise schenken wir der Milz nicht nur körperliche, sondern auch seelische Unterstützung – und erlauben ihr, ihre Aufgabe als Hüterin der Klarheit und Leichtigkeit zu erfüllen.

Kleine Alltagsrituale für eine starke Milz

Die Milz liebt Wärme, Ruhe und Struktur – alles, was ihr dabei hilft, aus Nahrung und Gedanken Klarheit und Kraft zu gewinnen. Deshalb geht es nicht nur darum, was wir essen, sondern auch wie wir uns dabei fühlen.

Schaffe dir beim Essen einen Raum der Freundlichkeit. Vermeide es, währenddessen schwere Themen zu besprechen oder in Grübeleien abzutauchen – die Milz braucht Leichtigkeit, um ihre Arbeit gut zu tun. Kauen ist wie ein kleiner Liebesdienst an ihr: je gründlicher du kaust, desto leichter fällt es ihr, die Essenz zu extrahieren und dir Energie zu schenken. Gönne dir außerdem ausreichend Zeit, um Mahlzeiten wirklich zu genießen – am besten warm und gekocht, denn Wärme entzündet das innere Feuer und hält es am Brennen.

Auch kleine Routinen können deine Milz entlasten: Iss regelmäßig und möglichst zu festen Zeiten, damit dein Körper Rhythmus und Verlässlichkeit spürt. Verzichte, wenn möglich, auf hastiges Essen im Stehen oder nebenbei. Ein kurzer Moment der Dankbarkeit vor dem ersten Bissen kann deine innere Haltung verändern – und das Mahl in einen nährenden Akt verwandeln, der Körper und Seele gleichermaßen stärkt.

Die Milz freut sich über warme Getränke, über Suppen, Eintöpfe und gekochtes Gemüse, über Gewürze wie Ingwer oder Zimt, die das innere Feuer nähren. Und sie dankt es dir, wenn du zu viel Kälte und Feuchtigkeit meidest – also weniger Rohkost, weniger Kaltes direkt aus dem Kühlschrank, weniger Süßes und Schweres, das ihr die Arbeit erschwert.

Auf diese Weise hilfst du ihr, Schleim und Schwere loszulassen und stattdessen Klarheit, Energie und Leichtigkeit in deinem ganzen Körper zu verbreiten.

Fazit

Aus Sicht der TCM ist das Lipödem also kein isoliertes Phänomen, sondern u.U. Ausdruck eines gestörten Gleichgewichts im Funktionskreis der Milz.
Indem du deine Milz stärkst – über Ernährung, Lebensstil und den Umgang mit deinen Gedanken – kannst du deinem Körper helfen, Feuchtigkeit und Schleim besser zu transformieren.

In weiteren Beiträgen schauen wir uns dann auch an, wie die Leber und die Niere ins Bild passen – und wie  dir alles zusammen eine neue Sichtweise auf das Lipödem eröffnen kann.